- Start: Mainz-Laubenheim, Bahnhof
- Länge: 17.7km
- Markierung: „R“ RheinTerrassenWeg
- GPS Track: Link zu GPS-Tour.info
- Aufgezeichnete Tracks sind Momentaufnahmen da Gegebenheiten vor Ort sich ändern können
Für die heutige Neujahrswanderung verspricht der Wetterbericht das es ein trockener und milder Tag wird. Als Strecke habe ich mir einen Teil des fast 60 km langen RheinTerrassenWeges ausgesucht. Er verläuft zwischen Mainz und Worms.
Besucher werden bereits am Bahnhof in Mainz-Laubenheim von schönen Bildern der Weinberge und Sehenswürdigkeiten begrüsst. Direkt am Bahnhof stehen zwei Infotafeln von denen eine den Lauf des RheinTerrassenWeges und die andere die Strecke des ‚Kleinen Mainzer Höhenweges‘ zeigt.
Ein Zuweg führt vom Bahnhof direkt zum RheinTerrassenWeg. Doch zuerst besuche ich den Laubenheimer Park und über einen kleinen Umweg finde ich den markierten Wanderweg.
Nun gehts es bergauf und eine Jacke wandert jetzt schon in den Rucksack.
Links am Weg sieht man diesen alten Brunnen. Nachdem man den Hohlweg hinter sich gebracht hat erreicht man den Polderblick.
Ein ‚Polder‘ ist ein Auffangbecken mit Toren zum Rhein hin. Diese werden bei Flut geöffnet, Wasser läuft ab und der Wasserstand sinkt. Die Tafel erklärt das der Deich dies dieses Polders 4,5 Kilometer lang ist und das Becken bis zu 6,7 Mio Kubikmeter Wasser halten kann.
Schutzhütten am Wegesrand sind eine willkommene Gelegenheit eine Pause zu machen. Aber der Weg ruft und weiter geht’s.
Aus der Ferne blinzelt der Rhein herüber. Doch der Weg entfernt sich immer mehr vom Rhein und führt durch die Weinberge.
Bodenheim erscheint am Horizont
Hier biegt der Weg nach rechts in die Weinberge ab. Ein sehr altes Siedlungsgebiet wurde bei der Flurbereinigung von 1980 entdeckt. Bodenfunde zeigten das das Gebiet bereits 700 bis 500 v.Chr. bewohnt war (Info-Tafel).
Bei Laubenheim fand man die Überreste von Mauern, Ziegeln und Gefässen. Hier stand ein römisches Gutsherrenhaus (villa rustica). Man betrieb intensive Landwirtschaft mit Nutztieren, Getreideanbau, Obst- und Weinanbau (Info-Tafel).
Die alte Weinpresse erinnert an die Arbeit der Winzer. Der Weinlehrpfad von Bodenheim erzählt von den verschiedenen Rebsorten aus denen der Wein entsteht.
Schon im Mittelalter wurde der Wein aus dieser Gegend von Königshöfen und Staatsgästen geschätzt (Info-Tafel). Die Strecke führt durch das Tal und auf der anderen Seite den Berg hinauf. Links vom Weg bleibt Bodenheim immer in Sicht.
Hier trifft man auf den Pilgerweg „Schönstatt“ der von Mannheim-Gartenstadt zur Kapelle in Wiesbaden-Freudenberg geht. Es gibt insgesamt 2.350km verschiedene Schönstatt-Pilgerwege quer durch Deutschland (pilgerwege-schoenstatt.de)
Ein Künstler stellt seine Werke am Wegesrand aus und eine Bank lädt zum Verweilen ein.
Wieder geht es durch Weinberge auf dem Weg nach Nackenheim.
Nachdem die alte Kirche im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges mitsamt des Ortes völlig zerstört wurde, entschied man sich 1716 eine neue Kirche zu errichten. Die Kirche ist heute ein Kultur- und Baudenkmal von Rheinland-Pfalz. (Wikipedia). Die Ehrentafel an der Wand der Kirche ist für die Gefallenen des 1. Weltkrieges (denkmalproject.org)
Eine steile Treppe führt von der Kirche hinunter ins Dorf. Am unteren Ende der Treppe sieht man die Wegekapelle St. Gereon
Unterhalb der Kirche im Hang steht ein Gefallenendenkmal des Krieges 1870/71, und ebenso ein Ehrenmal für die Kriegsopfer aus beiden Weltkriegen.
Bis ins 15. Jahrhundert fanden Amtshandlungen im Freien unter einem Baum statt. Im 16. Jahrhundert wurde das erste Rathaus in Nackenheim erbaut. 1751 wurde ein neues Fachwerkhaus errichtet und über die Jahr hinweg immer wieder erneuert und instand gesetzt . (Nackenheim.de)
Poet und Schriftsteller Carl Zuckmeyer wurde 1896 in Nackenheim geboren. Als 1926 sein Werk „Der Fröhliche Weinberg“ in Mainz aufgeführt wurde protestierten die Nackenheimer mit Dreschflegeln und Mistgabeln. Die Darstellung der Gemeinde als unmoralisch und ländlich mit Misthaufen geliel ihnen gar nicht (Nackenheim.de).
An vielen Häusern hängt eine Plakette mit historischen Daten aus dem 18. Jahrhundert. Dieses Haus zum Beispiel gehörte bis 1802 dem Mainzer Stephansstift und wurde zuvor im Jahre 1297 vom Ritter Huno von Nierstein erworben.
So schön Nierstein auch ist und ich viel länger bleiben könnte, es geht weiter und zurück auf die Strecke. Die Phantasiegestalten im Hang schauen mir zu wie ich den Berg hinauf wandere.
Es gibt viele Wanderwege rund um Nackenheim und einer ist der 5km lange „Buttemänje Weg“ und das Buttenmänje (einem Trinkgefäss von 1517 nachgebildet) begleitet und zeigt den Weg.
Die Markierung des RheinTerrassenweges führt weiter durch die Weinberge in Richtung Nierstein.
An der Raststelle beim Gedenkstein der an die Flurbereinigung erinnert begegnet man wieder dem „Buttemanje“. Der Pfeil zeigt dem Wanderer wo er lang gehen soll.
Gegenüber von der Raststätte sieht man über den Rhein und die Inseln Kisselwörth hinweg. Bei Niedrigwasser sieht man die Basaltsteine eines 55 Millionen Jahre alten Vulkanschlotes (Nackenheim.de)
Vor mir sehe ich die nächste Aussichtsplattform: das Ehrenkreuz. Es wurde 1952 vom Heimat- und Verkehrsverein errichtet. Von hier aus sieht man im Süden die Weinbergslage „Rothenberg“ und im Nordosten kann man bei klarem Wetter die Skyline von Frankfurt sehen (Nackenheim.de)
Die Wanderliege mit den kunstvollen Pfostenköpfen am Zaun verleiten geradezu eine Rast einzulegen. So ist es nicht verwunderlich das sich hier gerade ein paar Wandergruppen aufhalten.
Die Sonne steht nun tief und strahlt mir direkt entgegen. Es sind viele Wandergruppen unterwegs und alle wünschen mir ein gutes Neues Jahr!
Ein Winzer hat hier seine Hütte mitten im Weinberg stehen. Kurz vor Nierstein verlasse ich zeitweilig den markierten RheinTerrassenWeg und folge anderen Wanderwegen mit Sicht auf den Rhein.
Die Rieslinghütte mit der Aussichtsplattform liegt im Weinanbaugebiet „Roter Hang“. Die rote Erde in dieser Gegend ist auf Eisenverbindungen zurückzuführen die sich unter subtropischen Klimaverhältnissen vor 280 Mio. Jahren gebildet haben (Info-Tafel).
Das Deutsche Weininstitut wählte im Jahr 2012 in 13 Weinanbaugebieten die schönste regionale Weinsicht aus. Für Rheinhessen wurde der Blick vom Brudersberg gewählt (rheinhessen.de)
Wieder lasse ich mich von verschiedenen Wanderwegen inspirieren und wandere weiter in Richtung Nierstein.
1790 fuhren Alexander von Humboldt und seine Begleitung Georg Forster mit einer Kutsche von Mainz nach Nierstein. In ihren Notizen vermerkten sie das rote Gestein und den guten Wein von Nierstein. Der Schuljahrgang 1947/48 aus Nierstein richteten den Ort her und widmeten den Blick Alexander von Humboldt zu seinem 150. Todesjahr (Info-Tafel).
Ruhige Wege führen durch die Weinberge und bald ist die Stadt Nierstein in Sicht.
Der Wanderweg „Roter Hang“ führt über 7,8km durch das Weinanbaugebiet. Auf 12 Stationsschildern kann der Wanderer über klimatische Einflüsse auf den Weinbau oder über die einzelnen Weinbergslagen lesen (nierstein.de).
In der Grillhütte hält sich eine Wandergruppe auf. Sie haben gerade ihre mitgebrachten Speisen und Getränke auf dem Tisch ausgebreitet. Mit der gebotenen Weitsicht lassen sie es sich gut gehen.
Die Sonne strahlt und beleuchtet die alte Weinpresse neben der Grillhütte.
Am mittelalterlichen Marktplatz vorbei geht es nun zum Bahnhof.
Rund um das Hotel „Zum Alten Vater Rhein“ ist es ruhig. Im Sommer ist hier bestimmt viel los.
Nur noch vorsichtig die B9 – Rheinallee überqueren und man erreicht die Rheinpromenade.
In dieser Richtung geht es nach Oppenheim. Ein sehr attraktives Rheinufer ist auch an diesem Neujahrstag gut besucht und ich bleibe ein Weile um die Aussicht zu geniessen.
Der Bahnhof Nierstein liegt direkt gegenüber vom Rheinufer. Noch einmal vorsichtig die B9 überqueren und schon geht es zum Bahnsteig in Richtung Mainz.
Durch mein herumtrödeln hab ich laut meiner Planung schon zwei Fahrten nach Mainz verpasst. Macht nichts! Die S-Bahn fährt alle halbe Stunde und somit nehme ich die nächste S-Bahn und trete meine Heimreise an.