Auf dem Urpferdchen-Weg zum UNESCO-Welterbe Grube Messel, 21 November 2021

  • Start: Messel (bei Darmstadt), Bahnhof
  • Länge: 12,6km
  • Markierung: ‚M1‘
  • GPS Track: Link zu GPS-Tour.info
  • Aufgezeichnete Tracks sind Momentaufnahmen da Gegebenheiten vor Ort sich ändern können

Trip summary

An diesem Sonntagmorgen ist der Wurm drin: wegen Baustellen verpasse ich den Anschlusszug in Darmstadt und den Bus der auch nach Messel fährt finde ich nicht in den verbleibenden sieben Minuten. Also warte ich eine Stunde lang auf den nächsten Zug.

Es ist schon elf Uhr als ich endlich auf die Strecke gehe und ich bin froh das die geplante Strecke nur elf Kilometer lang ist. Die Markierung des Weges ist „M1“ und den GPX-Track habe ich auf ‚ich-geh-wandern.de‘ gefunden.

Im Ort Messel gibt es ein Museum mit vielen einzigartigen Fossilien und auf dem Weg dorthin begegnet mir das Urpferdchen als Wegemarkierung. Das Pferdchen läuft in entgegengesetzter Richtung zum UNESCO Welterbe ‚Grube Messel‘ und sein Besucherzentrum.

…der Ort Messel liegt vor mir

Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes Messel ist eine Eintragung im Jahr 800 im Kloster Lorscher Codex. 1799 wurde Messel unter die kurmainzische Verwaltung gestellt. Doch die Messeler Einwohner konnten erst durch die Besetzung durch 50 Husaren von der neuen Herrschaft überzeugt werden (bergstrasse-odenwald.de).

Die Strecke folgt der Bahnhofstrasse durch den Ort und man sieht hier die katholische Kirche von Messel.

Im Ortskern von Messel sieht man einige charmante Fachwerkhäuser. Das ehemalige Fachwerk-Rathaus dient heute als Museum.

Fossilien-und Heimatmuseum Messel

Am Eingang zum Museum wird dem Besucher der ‚Zeitstrahl-Weg‘ erklärt: in 5000 Schritten werden 4,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte erlebbar gemacht. Am Wegesrand sind Stelen mit Jahreszahlen und wichtigen Abschnitten der Erdentwicklung aufgestellt (Info-Tafel).

Neben dem Eingang zum Museum findet man eine Gedenktafel die an die Bürgerinitiative erinnert. Diese verhinderte erfolgreich das die ehemalige Ölschiefergrube als Mülldeponie genützt würde. Über 25 Jahre lang kämpften sie mit hohem persönlichen und finanziellen Einsatz um der Erhalt der Grube und die Bergung der weltweit einzigartigen Fossilien (Info-Tafel).

Im Nebengebäude des Museum kann man die Geschichte unserer Erde anhand von Illustrationen und Erklärungen nachvollziehen. Nebenan, im Hauptgebäude, findet man im Erdgeschoss die Orts- und Indutriegeschichte Messels. Im ersten Stock sind viele Exemplare der Fossilienfunde aus der Grube Messel.

300 Millionen Jahre alter Schachtelhalm

Die Funde zeigen uns das Leben vor 47-48 Millionen Jahren. Wegen der aussergewöhnlich guten Qualität und Einzigartigkeit der geborgenen Fossilien wurde die Grube Messel 1995 als erste Weltnaturerbestätte Deutschlands in der UNESCO-Welterbeliste aufgenommen (unesco.de).

Grube Messel war vor 47 Mio. Jahren ein tropischer Regenwald (bergstrasse-odenwald.de).

Neben diesem Exponat steht ‚Schlange mit Alligator im Magen‘. Man kann den Alligator an den Knochenplatten erkennen.

…das Urpferdchen (48 Mio. Jahre alt) im Glaskasten. Bisher wurden 45 solcher Skelette in der Grube gefunden und acht von ihnen waren trächtige Stuten. Es erreichte die Höhe eines Foxterriers und ernährte sich vorwiegend von Blättern (grube-messel.de).

Ich verlasse die nette Dame die mir die verschiedenen Ausstellungen im Museums erklärt hat und setze meine Wanderung fort.

Es ist sehr ruhig an diesem Sonntag in Messel.

Der ‚Urpferdchen-Weg‘ überquert die Landstrasse und es geht weiter am Ortsrand entlang.

… ab und zu begegne ich Spaziergängern die auch die frische Luft und weite Felder geniessen

Das Hügelland rund um Messel wurde schon in der Jungsteinzeit (10000 bis 1200 v.Chr) von Menschen besiedelt. Der Fund eines Glockenbechers und einer steinernen Axt belegen die Aktivitäten der Jäger und Sammler dieser Zeit (messel.de).

Die nächsten Kilometer der Strecke gehen durch ein Waldgebiet …

…und überquert dann die Bahnstrecke Darmstadt – Messel – Schwetzingen..

Am Wegesrand sieht man einen Zaun der Besucher von der Grube Messel fern hält. Die Grube ist noch als aktiver Bergbaubetrieb gekennzeichnet und ist nur im Rahmen einer Führung begehbar.

Diese Tafel am Eingang zum Besucher-Zentrum zeigt die Grubensohle, die Umgebung und das Zentrum

Hier (im Plakat) an der Wand des Besucher-Zentrum Grube Messel begegnet mir wieder eine Schlange (wie im vorher Museum )– eine Sonderausstellung „Pythons und Boas“. Hier sieht man unter anderem die älteste fossile schwangere Schlange der Welt (grube-messel.de). Laut senckenberg.de wurde hier in Messel die älteste Python der Welt gefunden .

Mittlerweile ist es früher Nachmittag geworden und ich entscheide mich nur die Aussenwelt der Grube zu besuchen. Vor der Aussichtsplattform steht ein zwei Tonnen schwerer Drehstein aus Granit den man mit wenig Anstrengung bewegen kann. Laut der Tafel nebenan soll dies die Aktivitäten der Menschen darstellen deren Verlagerung von Gesteinen den durch Wind und Wasser gleich kommt.

Auf der Plattform stehen Tafen die die Enstehung der Grube und heutige Aktivitäten rund um Messel zeigen.

…Blick in die Grube von der Plattform aus

Im Eozän vor 48 Mio. Jahren lag Mitteleuropa nah am Äquator und der Odenwald mitten im Regenwald. Über tiefe Risse in der Erde steigt Magma auf, trifft auf Grundwasser und es kommt zu einer Maarexplosion. Ein See mit Algen entsteht. Diese Algen bilden eine Matte welche die Tierkadaver und Pflanzenreste überdeckt, einschliesst, und die Verwesung verhindert (laut Erklärung auf den Info-Tafeln).

Jährlich werden zu den bisherigen 40000 Funden etwa 3000 weitere Fossilien samt Haut, Federn und Mageninhalt geborgen. Dies macht diese Grube eine der ergiebigsten Fundstätten weltweit.

Die Architektur des Besucherzentrums lehnt sich an die Schichtung des Schiefers an (Info-Tafel). Man kann über über das Dach laufen und von oben in die Grube schauen.

…die drei Vogelhäuser in Messel sind mit den Namen fossiler und heutiger Vogelarten beschriftet (Info-Tafel)

Der Summstein – wenn man den Kopf in die Öffnung des Steines steckt und summt sollen sich die Resonanzfrequenzen im ganzen Körper bemerkt machen (Info-Tafel)

Es geht weiter und nun zurück zum Bahnhof.

Nachdem der Überquerung der Landstrasse gelangt man auf den ‚Zeitstrahl-Weg‘. Hier stehen die Stelen die das Jahr ‚0‘ – heute und die Zeit vor 1800000 Jahren, die Zeit der Säugetiere darstellen. Wie auf der Info-Tafel erklärt, braucht es nur zwei Schritte um diesen Zeitraum zu durchschreiten.

…der ‚Zeitstrahl-Weg geht nun zusammen mit dem Urpferdchen-Weg durch den Wald

Immer wieder sieht man Stelen die die markanten Zeiten der Erdgeschichte zeigen. Unter anderem zeigen sie den Zeitraum wann die Ozeane und Kontinente sich bildeten.

Zurück am Bahnhof Messel – das Bahnhofsgebäude ist nun ein ‚Künstlerbahnhof‘ mit Malerei, Keramik und Kunstobjekten.

Der Zug der mich zurück nach Darmstadt bringt kommt pünktlich. Jedoch dann kommt der ‚ Wurm‘ zurück: in Frankfurt fällt ein Zug aus und wieder habe ich eine Stunde Pause vor mir. Viel später als geplant komme ich zu Hause an und freue mich endlich die Füsse hoch legen zu können.